Was tun, wenn kurz vor dem großen Karrieresprung der eigene halbwüchsige Sohn gemeinsam mit seinem Cousin ein Verbrechen begeht? Zeugen scheint es keine zu geben. Und aus dem Kurzzeitgedächtnis des Landes ist der Fall der toten Obdachlosen fast schon wieder verschwunden. Die zwei Elternpaare treffen sich im Nobelrestaurant und tasten sich zwischen Aperitif, Vorspeise und etlichen weiteren Gängen an die Sache heran. Schnell ist klar: „Das wird kein entspannter Abend.“ In diesem Familienquartett weiß jede/r mehr als gedacht und wertet die Situation anders. War es kindliche Naivität, jugendliches Austesten von Grenzen oder kaltes Verbrechen, was ihre Söhne da begangen haben? Müssen sie sie anzeigen, damit sie zur Verantwortung gezogen werden? Oder sollten sie das Ganze vertuschen, um den Kindern die Zukunft nicht zu ruinieren? Wer wird eine Obdachlose denn schon vermissen? Und haben die Erwachsenen nicht auch etwas zu verlieren? Fakt ist: Ein Mensch ist tot. Und die Eltern müssen reden.
Aus Herman Kochs Moral-Krimi voller raffinierter Wendungen haben András Dömötör und Karla Mäder einen spannenden Theaterabend gemacht, der auch zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen 2025 eingeladen war und von der Theatergemeinde Berlin zur Aufführung des Jahres 2024 gewählt wurde.