Goethes „Faust“ entstand vor mehr als 200 Jahren. Was für eine Figur wäre Faust heute? Was ist es noch, was die Welt im Innersten zusammenhält? Die Autorin Fatma Aydemir bearbeitet den Stoff neu und nimmt die Figuren ins Heute mit. Dr. Margarete Faust ist keine angesehene Gelehrte mehr. In einer wissenschaftsfeindlichen Gesellschaft gilt sie als Verschwörerin. Ihre Studierenden feiern sie für ihre feministischen Positionen gegen einen reaktionären Staat. Als Dr. Faust als Ewigforschende in der Sinnkrise steckt, tritt Mephisto auf, verspricht Faust höchsten Genuss und fordert im Gegenzug ihre Seele. Der Pakt ist geschlossen. Faust verliebt sich in ihren deutlich jüngeren Doktoranden Karim. Dieser bewundert Fausts Lehre, fügt sich Fausts Verführung aber nur widerwillig.
„Doktormutter Faust“ ist eine feministische Überschreibung von Goethes Klassiker, eine Kritik am Personenkult emanzipatorischer Bewegungen und eine Warnung vor der teuflischen Herrschaft des Populismus. Aus: „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“ wird: „Nun sag, wie hast du’s mit dem Konsens?“ Publikum und Presse nahmen die Uraufführung begeistert auf: „Das Stück ist ein großer Wurf, die Inszenierung steht ihm nicht nach.“ (nachtkritik.de)