Ein rassistischer Satz in einem Schulaufsatz. Kaum will die Lehrerin den Rotstift ansetzen, stockt sie. Hat sie das nicht schon einmal im Radio gehört? Sie lässt den Satz also stehen, denn was einer im Radio redet, darf keine Lehrerin im Schulheft streichen. Und während sie weiterliest, hört sie immer das Radio: Es heult, es bellt, es girrt, es droht – und die Zeitungen drucken es nach, und die Kinder, sie schreiben es ab. Früher sollte im Unterricht die Wahrheit gelehrt werden. Heute meidet die Lehrerin manche Wahrheiten, um ihre Stelle nicht zu verlieren. Mit ihrer Klasse bricht sie zu einem Zeltlager auf, das alles verändert …
Inmitten des weltweiten Aufstiegs rechter Parteien gewinnt Ödön von Horváths Roman „Jugend ohne Gott“ aus dem Jahr 1938 erschreckende Relevanz. Regisseur Markolf Naujoks wirft in seiner Bühnenfassung einen schonungslosen Blick auf eine Gesellschaft im Wandel und stellt die Frage nach der individuellen Verantwortung in einer Zeit, in der Werte eines friedlichen Zusammenlebens bedroht sind.



